Deutschland ist Europameister – im Wald

Blick am Stamm zur Baumkrone
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Italien ist Europameister! Auch in diesem Jahr ließ die EM die Fußballherzen höher schlagen. Deutschland schied leider schon recht früh aus. 0:2 gegen England. Schade! Die Ära Löws endet nicht mit einem Triumph im Wembley-Stadion. Wir Fußballfans hatten uns ein anderes Ergebnis erträumt. Was bei der Fußball Europameisterschafft nicht funktioniert hat, klappt aber im Wald.

Deutschland ist Europameister: Wald-Europameister! Immerhin eine Erfolgsgeschichte, die wir erzählen können.

Kein anderes Land in Europa hat so viel Holz und so viele Bäume wie Deutschland. Auf dem Siegertreppchen in der Kategorie Holzvorrat steht Deutschland auf Platz 1 mit 3,7 Milliarden Kubikmetern Holzvorrat, Schweden auf Platz 2 mit etwa 3 Mrd. m³ und Frankreich auf Platz 3 mit 2,8 Mrd. m³. England und Italien, die beiden Finalisten der diesjährigen Fußball EM tauchen hier gar nicht auf. Ein kleiner Trost für die Fußballfans da draußen?

Ein Kubikmeter ist ein Würfel mit einer Kantenlänge von 1 Meter. Also ein Würfel der 1m breit, 1 m hoch und 1 m tief ist. Stellen wir uns also diesen Würfel aus reiner Holzmasse vor, ohne Rinde, ohne Lücken und Luft. 3,7 Milliarden Kubikmeter Holzvorrat sind also 3,7 Milliarden Holzwürfel, die in Form von Bäumen in den deutschen Wäldern stehen.

Meister wird man mit der richtigen Mannschaft und dem richtigen Management. Welche Mitspieler formen die Erfolgsmannschaft des Wald-Europameisters Deutschland? Die Waldmannschaft muss zukunftsfähig aufgestellt werden – vom Nichtstun kommen keine Erfolge.

Im Tor: Die Eiche

Ausladende Äste, ausladende Krone, 1A Bodenverwurzlung – Die haut so schnell nichts um. Alt werden wollen viele, können tun es die wenigsten. Die Eiche bringt mit ihrer Fähigkeit ein hohes Alter zu erreichen, bei gleichbleibend guten Leistungen die Erfahrung ins Team.

Die Eiche ist für Stresssituationen, wie jeder gute Torwart, perfekt gerüstet. In den trockenen Jahren 2018-2020 konnte sie genau diese Fähigkeit unter Beweis stellen. Im Durchschnitt überstanden die Eichen die herausfordernde Situation besser als viele andere Baumarten. Auch für zukünftige Wald-Meisterschaften bleibt sie unser Favorit in unserem Team Mischwald. Die Strategie: standhafte Reaktion auf Klimawandel und Extremwetterereignisse und damit Leistung bei der Aufnahme des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid und Speicherung dieses in Form von Kohlenstoff im Holz.

Die Eiche kennen wir in verschiedenen Trikots. Die Stieleiche (Quercus robur), die Traubeneiche (Quercus petraea) und die die Roteiche (Quercus rubra) mit spitzeren Blättern.

In der Abwehr: Die Buche

Die Buchenabwehr macht ein Durchkommen fast unmöglich, die perfekte Qualifikation für die Abwehr des aktuellen Wald-Team – aber reicht es auch für die zukünftige Mannschaftsaufstellung? Massenhafte Naturverjüngung, die mit hohem Druck und wenig Licht auskommt. Eine Fähigkeit, die die Buche auszeichnet. Ein richtiger Kämpfer, der im Team Mischwald wohl überlegt eingesetzt werden muss. Das dichte Blätterdach der Buche lässt kaum andere Baumarten durchkommen, nur Baumarten, die wenig Licht brauchen kommen hier weiter. Außerdem kommt die Buche bei trocknen Spielbedingungen schnell ins Schwitzen: Sonnenbrandgefahr!

Blick am Stamm zur Baumkrone

Auf dem Spielfeld trägt sie nur den kurzen Namen Buche. Gemeint ist eigentlich die Rotbuche (Fagus sylvatica). Es gibt zwar die Hainbuche (Carpinus betulus), diese ist aber eher mit den Birken verwandt.

Im Mittelfeld: Die Birke

Flexibel, schnell, flink. Die Birke ist der Allrounder fürs Mittelfeld. Mit leichten Samen, schnellen Wachstum und einer frühen Samenbildung prescht die Birke in Windeseile über das Spielfeld. Eiche und Buche bräuchten für diese Sprintleistung mit ihren schwereren Samen deutlich länger. Nach den großen Waldschäden der letzten Jahre, war es oft die Birke, die sich das veränderte Spielfeld „Waldfläche“ schnell eroberte und ihre Fähigkeiten als Pionierbaum voll auslebte. Erst nach der Birke kommen andere Baumarten zum Training auf die Fläche. Auf dem Spielfeld ein kleiner Egoist. Lässt man der Birke zu viel Raum, haben es die anderen langfristig agierenden Mitspieler im Team schwer. Hier ist der Trainer gefragt: Förderung der mitspielenden Baumarten, Aufstellung nach Einsatzfähigkeit.

Die Birke in verschiedenen Trikots: Die Hängebirke (Betula pendula), die Moorbirke (Betula pubescens) auf feuchten Standorten. Seltener die Zwergbirke (Betula nana)und die Strauchbirke (Betula humilis) – beides aber Sträucher und keine Bäume.

Im Sturm: Die Douglasie

In unserer Fußball-Nationalmannschaft heißen längst nicht mehr alle Spieler Gerhard und Andreas. Auch im Wald denken wir Wandel und Integration. Für unser Team Mischwald gibt es einen ganz klar ausgerichteten integrativen Ansatz! Im Sturm finden wir deshalb die Douglasie (Pseudotsuga menziesii), ursprünglich von der Westküste Nordamerikas.

Kopfballstark wie keine andere: Kein anderer regelmäßig in den deutschen Wäldern anzutreffender Baum wird so hoch: Etwa 55 Meter. Im Vergleich: die Stieleiche mit etwa 25 Metern, Vergleichen wir das mit etwa 25 Metern für die Stieleiche, 35 Metern für die Rotbuche und 40 Metern für Fichte oder Weißtanne. Die Douglasie „springt“ nicht nur am höchsten, sondern auch am schnellsten: Sie erreicht ihre Maximalhöhe in 60 bis 100 Jahren, die Buche braucht dafür 120 bis 160 Jahre und die Eiche sogar 180-300[i] Jahre.

Eine der größten Herausforderungen für die Wald-Mannschaft wird auch in Zukunft der Klimawandel sein, daher scoutet die deutsche Forstwirtschaft auch immer wieder Baumarten für das „Mischwald der Zukunft Team“.  Eine dieser Baumarten ist zum Beispiel die Douglasie. Mit der Zukunft gehen, um zukünftige Erfolge zu sichern. Das ist das Motto für die Aufstellung unseres Teams Mischwald.

Die Klimaschutzleistung unsere Wald-Mannschaft hört nicht auf dem Spielfeld Wald auf: Der nachwachsende Rohstoff Holz kann in diesen anderen Bereichen fossile oder energieaufwendige Materialien ersetzen, z. B. Erdöl oder Stahl. Dadurch werden Treibhausgasemissionen eingespart. Wald-Europameister zu sein hilft… auf und jenseits des Spielfelds!


[i] http://www.wald-prinz.de/umtriebszeit-wie-lange-benotigt-ein-baum-bis-zur-hiebsreife/3697

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