Welchen Weg nimmt das Holz aus deutschen Wäldern?

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Holz ist wichtiger Rohstoff der Zukunft

Holz wird als Rohstoff immer beliebter! Zu den traditionellen Nutzungen für manche Teile von Gebäuden (wie Fußböden oder Dachstühle) oder die Verbrennung daheim kommen durch technologische Fortschritte zunehmend neue Anwendungsmöglichkeiten hinzu. Beispielsweise können inzwischen selbst Hochhäuser fast vollständig aus Holz gebaut werden. Politik und Wissenschaften haben das große Potential erkannt: Haufenweise Stahl, Beton und Kunststoffe herzustellen, um daraus Gebäude zu errichten, setzt große Mengen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) frei.

Holz zu produzieren und zu verarbeiten, setzt nicht nur weniger frei, sondern im Holz ist sogar noch Kohlenstoff gespeichert und bleibt der Atmosphäre dadurch entzogen. Entsprechend fördern viele Bundesländer inzwischen den Holzbau und auch die EU-Kommission setzt sich dafür ein („New European Bauhaus“, „Renovation Wave“).

Auch bei der Holzverbrennung gibt es technische Fortschritte, beispielsweise können mit Pellets betriebene Blockheizkraftwerke Strom erzeugen und gleichzeitig über ein Wärmenetz die Häuser der Umgebung heizen. Die Wärmeproduktion in Deutschland basiert bisher größtenteils auf fossilen Brennstoffen: Im Jahr 2019 stammten nur 14,5 % der Wärme aus erneuerbaren Energien (mehr Infos zum Potential von Holz in der Wärmewende hier). Stattdessen nachwachsende Rohstoffe wie Holz zu nutzen, reduziert langfristig den Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmosphäre.

Die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten führen aber zu einer neuen Frage…

Gibt es ein Entweder / Oder zwischen Verbauen oder Verbrennen?

Nachwachsende Rohstoffe sind zwar nicht im engeren Sinne endlich, da sie, anders als Erze oder Erdöl, jedes Jahr neu entstehen. Trotzdem kann nur eine begrenzte Menge pro Jahr geerntet werden. Im Wald beispielsweise erntet die deutsche Forstwirtschaft nicht mehr, als im gleichen Jahr nachwächst, das nennt sich forstliche Nachhaltigkeit. Tatsächlich war es die Forstwirtschaft, die vor über 300 Jahren den Begriff Nachhaltigkeit erfunden hat. Denn so wird die Natur geschützt und gleichzeitig sichergestellt, dass die Produktionsgrundlage für die Zukunft nicht beschädigt wird.

Daher stellt sich die Frage, wie diese begrenzte Holzmenge verwendet werden soll. Muss man sich am Ende zwischen dem Holzbau (und anderen sogenannten stofflichen Nutzungen) und der Holzverbrennung (der energetischen Nutzung) entscheiden? Ist gar jedes Stück verbranntes Holz ein Schlag gegen die klimafreundliche gebaute Stadt der Zukunft?

Diesen Fragen liegt allerdings eine vereinfachte Vorstellung zugrunde: Ein Baum wird gefällt, und dann wird der gesamte Baum entweder für Baumaterialien genutzt oder verbrannt.

So einfach ist es nicht, denn Holz ist ein Naturmaterial. Seine Eigenschaften unterscheiden sich zwischen einzelnen Baumarten, aber selbst zwischen Bäumen derselben Art.

Entscheidender Faktor der Verteilung: Die Qualität des Holzes

Es ist nicht möglich, einfach jegliches geerntete bisschen Holz in Gebäuden unterzubringen.

Denn nur Holz mit der richtigen Form und Dicke kann mit relativ wenig Aufwand für den Bau verarbeitet werden. Wenn es zusätzlich von einer stabilen Baumart (wie einer Fichte oder Eiche) kommt, kann es dort auch hohes Gewicht tragen, z. B. als Balken oder tragende Wand. Sonst ist es zumindest für nicht-tragende Wände und den Innenausbau, wie Türen und Möbel geeignet. Wenn das reine Zuschneiden nicht reicht, um das Holz in die gewünschte Form zu bekommen, können Bretter oder dünne Holzscheiben (Furnier) auch zusammengeleimt werden, wodurch Architekten inzwischen leicht vom klassischen geraden und recht kurzen Balken abweichen können.

Die Materialeigenschaften von Holz sind richtungsabhängig – man sagt auch, Holz ist anisotrop: Entlang der Fasern (also entlang der ursprünglichen Wuchsrichtung des Stamms) ist es stabiler. Werden die aus den Brettern oder Furnieren gebildeten Schichten beim Zusammenleimen alle in die gleiche Richtung ausgerichtet, spricht man von Schichtholz. Steht dagegen jede Schicht senkrecht zur vorhergehenden, heißt es Sperrholz. Je nach den Belastungen, denen das Holz im Gebäude ausgesetzt wird, empfielt sich das eine oder andere, um die Stärke der Fasern optimal zu nutzen.

Auch weniger hochwertiges Holz kann theoretisch im Bau verwendet werden. Dazu muss es aber stärker verarbeitet werden, um in nutzbare Formen zu kommen. Beispiele sind Spanplatten oder Holzfaserplatten. Erstere benötigen unbedingt Leim als Bindemittel, letztere können unter Umständen auch ohne Leim hergestellt werden, das Holz muss aber zunächst gekocht und chemisch aufgeschlossen werden. Diese Materialien eignen sich für den Innenausbau oder für die Dämmung, aber nicht für tragende Elemente.

Holz hoher Qualität wird auch immer einer hochwertigen und langlebigen Nutzung zugeführt. Der Grund ist, dass sich daraus ohne großen Aufwand qualitativ hochwertige Baumaterialien herstellen lassen, sodass gute Preise für das Holz erzielt werden können, wenn die Waldbesitzenden es an Betriebe verkaufen, die es zu Balken, Brettern, Schicht- oder Sperrholz, Möbeln etc. verarbeiten: Preise, die normalerweise deutlich höher sind als für z. B. Brennholz.

Für Holz geringerer Qualität ist das anders: Hier können andere Verwendungen, wie die Verbrennung oder die Verarbeitung zu Papier und Pappe, preislich eher mit der langfristigeren stofflichen Nutzung z. B. als Spanplatte oder Holzfaserplatte mithalten. Denn auch für Papier und Pappe sowie für erneuerbare Energie aus Holzverbrennung besteht ein gesellschaftlicher Bedarf, und es ist wirtschaftlich effizienter, diesen mit Holz geringer Qualität als mit Holz hoher Qualität zu decken, letzteres in anderen Anwendungen wie gesagt kostspielige Materialien (z. B. Baustahl) ersetzen kann.

Die folgende Grafik stellt die Bedeutung der Holzqualität für die üblichen Nutzungsarten dar.

Andere Quellen von Energieholz

Dazu gibt es noch weitere Quellen von Energieholz, die nicht direkt mit der Gewinnung von Baumaterial konkurrieren:

Industrierestholz: Bei jeglicher industriellen Holzverarbeitung fallen, unabhängig von der ursprünglichen Qualität des Holzes, Reste (z. B. Sägemehl) an, die nur schlecht weiterzuverarbeiten sind und deswegen oft energetisch genutzt werden, meist direkt für den Wärmebedarf des Betriebs. Beispielsweise muss Holz in Sägewerken getrocknet werden, die dafür nötige Wärme kann vor Ort aus Sägeabfällen gewonnen werden.

Altholz: Jedes Holzprodukt, selbst ein Gebäude aus hochwertigem Holz, erreicht irgendwann das Ende seiner Lebensdauer. Wenn die Qualität noch ausreicht, kann es unter Umständen recycelt werden. Andernfalls kann es durch Verbrennung zumindest noch der Energiegewinnung dienen. Zudem kann die Verbrennung die einzige erlaubte weitere Nutzung sein, nämlich dann, wenn das Holz mit Schadstoffen belastet ist, z. B. weil es verleimt, gegen die Verwitterung chemisch behandelt oder auch mit Kunststoffen zu Verbundwerkstoffen verarbeitet wurde.

Holz von Kurzumtriebsplantagen: Dieses Holz wird nicht im Wald gewonnen, sondern auf Ackerflächen extra für die energetische Verwendung angebaut. Es handelt sich um schnellwachsende Bäume (z. B. Pappeln), die innerhalb von 20 Jahren nach der Pflanzung geerntet werden.

Landschaftspflegeholz: Hierbei handelt es sich um Holz, das nicht aus dem Wald stammt, sondern zum Beispiel aus Parks und Gartenanlagen oder von Böschungen. Dieses Holz stammt von verschiedensten Gehölzen, oft dünn, krumm und mit vielen Ästen, und hat einen großen Rindenanteil. Manchmal kommt eine Schadstoffbelastung hinzu, z. B. wenn die Bäume oder Sträucher direkt neben einer vielbefahrenen Straße standen. Eine stoffliche Weiterverarbeitung ist damit nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand möglich.

Waldrestholz: Bei der Holzernte fallen im Wald Dinge wie Zweige und dünne Äste sowie bei der Fällung herausgesägte Stücke des Stamms etc. an. Diese können nicht effizient stofflich genutzt werden und verbleiben entweder im Wald oder werden energetisch genutzt, oft direkt im Kamin des Waldbesitzenden.

Rinde: Die Rinde von Bäumen fällt nur zu einem geringen Teil schon bei der Ernte ab, der Rest löst sich während des Weitertransports oder wird bei der industriellen Verarbeitung entfernt. Rinde kann nicht stofflich genutzt werden.

Die folgende Grafik ergänzt die vorherige um diese weiteren Energieholzquellen:

Fazit: Holzverbrennung ergänzt sich mit Holzbau

Die Holzverbrennung in Deutschland nutzt viel Material, das entweder nicht für die stoffliche Nutzung geeignet ist oder im Rahmen der stofflichen Nutzung unausweichlich anfällt, wie Industrierestholz und Altholz.

Sie gestaltet die stoffliche Holznutzung dadurch wirtschaftlich effizienter, was der Konkurrenzfähigkeit von z. B. Holzbau gegenüber klimaschädlicheren Methoden wie dem Stahl- und Betonbau zugutekommt. Zudem kann die Nutzung fossiler Brennstoffe reduziert werden, indem Energie aus Holzverbrennung erzeugt wird.

Trotzdem sollte es angestrebt werden, mehr Holz im Baubereich zu nutzen und längere stoffliche Nutzungsdauern vor der Verbrennung zu erreichen. Dafür ist entscheidend, auch Holz geringerer Qualität in kostengünstigen Verfahren in hochwertige Materialien umwandeln zu können. Hierzu ist Holzforschung nötig sowie Investitionen in entsprechende Industrieanlagen.

Das Ganze in Zahlen

Insgesamt wird in Deutschland fast so viel Holz verbrannt wie stofflich genutzt. Das heißt aber nicht, dass die Hälfte der gefällten Bäume sofort verheizt wird. Bezogen auf Waldholz über 7 cm Durchmesser (sogenanntes Derbholz) wird nur etwas über ein Viertel direkt energetisch genutzt, vor allem durch private Haushalte im heimischen Kamin oder Ofen:

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), https://heizen.fnr.de/index.php?id=14066

Der Rest des energetisch genutzten Holzes stammt aus den oben erwähnten anderen Quellen. Das zeigt sich vor allem bei der Betrachtung sogenannter Großfeuerungsanlagen (über 1 Megawatt Leistung):

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), https://mediathek.fnr.de/holzverwendung-in-grossfeuerungsanlagen.html

Bildnachweis

BildUrheberQuelle
Blick auf ein Holzhausphoto 5000Adobe Stock